Maschinenwerkstatt und Dampfmaschine
Die Dampfmaschine Nr. 817 der Fa. Möller
Seit über hundert Jahren prägte die Leim – Leder – und Filzindustrie das lange Tal von Freudenberg. 1972 schloß die letzte Leimfabrik – die Fa. Nöll – dieses Produktionszweiges, der sich nicht zuletzt durch die Erfindung der Dampfmaschine entwickeln konnte. Die Fa. Nöll stand auf dem heutigen Gelände des Museums. Die Gebäude wurden Anfang der 70er Jahre abgerissen, nur die alte Dampfmaschine des Technikmuseums legt davon noch Zeugnis ab, denn sie trieb seit 1935 bis Anfang der 70er Jahre die Maschinen der ehemaligen Leimfabrik Nöll an und blieb nach Abriß der Gebäude an ihrem jetzigen Standort stehen.
„Wat isene Dampmaschin?“
Wissen Sie noch wie Heinz Rühmann als Lehrer Bömmel im Film „Die Feuerzangenbowle“ eine Dampfmaschine erklärt? „Wo simmer denn dran? Aha, heute kriege mer de Dampmaschin. Stelle mer uns mal ganz dumm. Dat isne großer schwarzer Raum, der hat hinten und vorne en Loch…“
Ganz sicher: Dampfmaschinen haben schon immer Kinder- (und Männer-)Augen zum Leuchten gebracht. Ihre Faszination ist ungebrochen! Ohne Dampfmaschine wäre die industrielle Revolution nicht möglich gewesen. In den 1890er Jahren arbeiteten alleine in Freudenberg 25 Dampfmaschinen in Leim-, Leder- und Filzfabriken, Loh- und Getreidemühlen. Nicht nur diese Industriezweige, auch ihre Dampfmaschinen sind längst verschwunden – nur eine nicht! Die Dampfmaschine Nr. 817 aus dem Jahr 1904 erstrahlt inmitten des Technikmuseums in altem, neuem Glanz! Auch wenn sie sich heute mittels Elektromotor dreht.
817 – drei Ziffern – eine Faszination
Vorgegeben war der Standort, denn das Herzstück des Museums war und ist die an ihrem Originalstandort stehende Dampfmaschine. Die Dampfmaschine Nr. 817 aus dem Jahr 1904, gebaut von der Firma Möller in Brackwede. Sie ist als technisches Denkmal in die Denkmalliste eingetragen.
Zahlen dazu: Mit 70 – 90 PS Leistung, 110 Umdrehungen und 9 atü Dampfeintrittsspannung trieb die Maschine über eine 65 Meter lange Transmission Pumpen, Wäschen und andere Maschinen an. Besonderheiten: Zylinder mit Ventilsteuerung, Zylinderdurchmesser: 325 mm. Kolbenhub: 630 mm. Durchmesser des Schwungrades: 3,2 Meter. Gewicht: 11 Tonnen. Ein Dynamo lieferte den Strom für die Tafelleimfabrik. Auch den Dampf nutzte man für die Produktion.
Mit viel Engagement, Herzblut und Leidenschaft haben die Aktiven des Technikmuseums Freudenberg weitere originale alte Maschinen, Transmissionen und Flachriemenkupplungen aus der Zeit der Dampfmaschine Nr. 817 zusammen getragen. Wenn diese Maschinen zum Leben erwachen, lässt sich etwas von der Atmosphäre und den schweren Bedingungen erahnen, unter denen viele Siegerländer in früheren Zeiten gearbeitet haben.
Heute ist die Dampfmaschine Nr. 817 mit 25 circa 100 Jahre alten Werkzeugmaschinen verbunden – einzigartig in Deutschland und Europaweit eine Rarität. Das Besondere daran: die Maschinenfabrik wird zu den regulären Öffnungszeiten und bei Gruppenführungen in Betrieb gesetzt.
Die Mechanische Werkstatt – ein Blick in Urgroßvaters Zeiten
Schon seit Beginn der Planungen für unser Museum bestand die Absicht, die Dampfmaschine über eine Transmission mit alten Maschinen zu verbinden, um dieses historische Antriebssystem dem Besucher vorführen zu können. Lange suchten wir an geeigneten Wellen und Maschinen, doch die Ausbeute war rar.
Ostern 2001 meldete sich durch Vermittlung des Freilichtmuseums Hagen Herr Bernd Döring, ebenfalls aus Hagen, und bot uns eine komplett eingerichtete Schlosserei mit 14 über eine Transmission angetriebenen Maschinen zum Abbau an.
Die Drehbänke, Langhobler, Fräsen, Stanzen, Bohrmaschinen und Sägen stammen alle aus der Zeit vor 1920. Die Werkstatt war ohne große Veränderungen bis 1979 in Betrieb und lag seitdem im „Dornröschenschlaf“.
In liebvoller Kleinarbeit demontierten die Mitglieder des Vereins die Werkstatt mit allem Zubehör und bauten sie im Technikmuseum Freudenberg weitgehend original wieder auf. Inzwischen ist diese alte Werkstatt auf 25 Werkzeugmaschinen angewachsen