Herforder
Ein Herforder wird wiederbelebt
Im Jahre 1905 gründete Gustav König im Alter von erst 26 Jahren in Herford eine Motorenfabrik.
1907 lieferte er den ersten Motor mit der Nummer 1001 aus. Anfangs wurden verdampfungsgekühlte Leichtölmotoren mit 4-20 PS Leistung gebaut. Schon 1913 eröffnete er eine eigene Gießerei. Bis zum 1. Weltkrieg stieg die Leistung der Motoren bis auf 180 PS bei großen Gasmaschinen, die für Saug- und Leuchtgas angeboten wurden.
Der Erste Weltkrieg unterbrach 1914 die Weiterentwicklung des Motorenbaus. Der Betrieb mußte für die Kriegswirtschaft arbeiten und konnte erst 1919 die Motoren – Produktion wiederaufnehmen.
Wie die meisten Unternehmen in Deutschland erlebte auch die Motorenfabrik Herford in den 50er und 60er Jahren einen lebhaften Aufschwung, wobei der Export der zuverlässigen und robusten Motoren in „unterentwickelte Länder“ immer mehr in den Vordergrund trat. Dafür waren sie wegen ihrer Kraftstoffgleichgültigkeit und ihrer robusten Bauart besonders gut geeignet. In den 60er Jahren erfolgte dann die Entwicklung einer neuen stehenden Motorenbaureihe H280 nach dem Baukastenprinzip. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte die Firma etwa 300 Mitarbeiter.
Mit der Änderung des Mineralölsteuergesetzes, das den Einsatz von steuerbefreitem Heizöl für die Stromerzeugung durch Stationärmotoren gestattete, waren die schweren und in geringer Stückzahl gefertigten Herford-Motoren nicht mehr konkurrenzfähig. Zur Stromerzeugung wurden jetzt LKW-Motoren verwendet. Der Betrieb mußte deshalb nach der Produktion von mehr als 11.000 Motoren im Jahr 1985 geschlossen werden.
In der Industrie sind auch heute noch etliche der unverwüstlichen Herford-Motoren im Einsatz.
Ein Teil der früheren Produktionshallen und der Eisengießerei wurden inzwischen abgerissen und einer anderweitigen Verwendung zugeführt. Teile der ehemaligen Fabrik sind erhalten geblieben und werden für Veranstaltungen genutzt.
2019 war es soweit – der alter Herforder begann wieder zu laufen
„Er wiegt insgesamt sechs Tonnen. Die mußten wir unter die Empore bringen“ Man sieht Wolfgang Denker förmlich an, wie ihn die der alte Herford – Motor in seinen Bann gezogen hat. 2009 hatten die Aktiven des Technikmuseums Freudenberg den Herford – Motor Nr. 11039 Baujahr 1963 , Typ DNS mit 75 PS Leistung in Leidersbach bei Aschaffenburg abgebaut und zunächst in Freudenberg eingelagert. Der Motor hatte in der Leistenfabrik Kullmann ein Stromaggregat angetrieben. Jetzt konnte er wieder aufgebaut werden, denn die Freunde historischer Technik hatten in Wolfgang Denker einen Fachmann für die Montage großer Maschinen gefunden!
Herford – Motoren zeichneten sich durch ihre Robustheit und Zuverlässigkeit aus. Mit etwa 300 Umdrehungen pro Minute tuckert der Motor Tag und Nacht vor sich hin, früher angetrieben von Schweröl, Abfallölen, Teerölen oder Kerosin. Alles schluckte er. Heute läuft er mit Dieselkraftstoff.
Der Motor arbeitet mit direkter Einspritzung im Viertaktverfahren. Gestartet wird er mit 10 bar Druckluft, die er während des Laufens selbst erzeugt und in einem Kessel zum Starten speichert. Gewaltig sind seine Maße und Gewichte: Allein das Schwungrad hat einen Durchmesser von 2 Metern.